Pilger, Wallfahrer und Personen, die dafür gehalten wurden, hingen als Abschreckung am Galgen vor den Ortschaften an den Alpenpässen. Die muslimisch-islamisch motivierten Sarazenen griffen die Kreuzzügler und Pilger, aber auch die kaiserlichen Heere an den Gebirgspässen an; entweder verkauften sie die Gefangenen nach Ägypten und Byzanz, oder murksten sie ab. Die im heutigen Südtirol lebenden, verzogen sich in die Berge, um nicht Heerscharen von Hungrigen ausgeliefert zu sein. Nach Rom pilgern bedeutete die Vergebung der Sünden! Und in der Zeit von Otto und seinen Söhnen mussten die deutschen Heere immer mal wieder in Rom eingreifen, korrupte Päpste absetzen, neue finden, diesen und jenen aus der Stadt vertreiben. Es gab viel zu tun in Rom!
Was müssen diese Menschen nur ausgefressen haben, dass sie die Qual des Pilgerns über die Alpen auf sich nahmen?
Einfache Strecke, frei nach Komoot, ist man schon gut und gerne 30 bis 40 Tage unterwegs. In Rom erwarten einen Malaria und eine zerstörte Antike, pfiffige Einheimische und dann wäre da auch noch der Rückweg. Wo man wieder am Galgen, statt am Gipfel landen konnte.
Der berühmteste Pilgerer unserer Zeit könnte Hape Kerkeling sein. Jedenfalls spricht man mich oft auf ihn an. Mir wäre der dänische Prinz Briccius (um 914 n. Chr.) lieber, der in Heiligenblut für einen wunderschönen Wallfahrtsort sorgte. Der wohl aber auch ein Kreuzritter war, den Heiligen Stuhl in Rom verteidigte.
In meinem neuen Buch, welches ich mit dem wunderbaren Stefan Rosenboom schrieb, der auch fotografisch das „Licht im Drama des Pilgerns“ erfasste, geht es darum, die Facetten von Glauben in den Bergen zu erfahren. Seien es Schamaninnen, Kelten, Vor-Christen, Teilzeit-Gläubige oder einfach nur Menschen, auf dem Weg – zu was, das erfahren sie ja meistens erst wieder zu Hause. Mitgenommen für mich habe ich die Idee, dass je absurder der Weg war, tagelang an der Bundesstraße entlang, wie unverhoffter eine Herberge sich auftat, je nasser die Socken und frustrierter mein kleiner Hund Vasco neben mir trottete: Je tiefer und länger wirkte das Glück des Weges!
HOCH UND HEILIG
Pilgern in den Alpen
Sandra Freudenberg, Stefan Rosenboom
Gebunden, 208 Seiten,
mit ca. 200 farbigen
Abbildungen, Preis 38 Euro.
Das Buch ist im Knesebeck Verlag erschienen und im Buchhandel erhältlich.
© Fotos: Stefan Rosenboom