Kai Erfurt flitzt in seinem blitzsauberen Kino wie Flash von der Kinokasse zum Vorführraum, zur Popcornmaschine und wieder in den Saal – offenbar hat er über feine, für Menschen nicht wahrnehmbare Signale ein Zeichen bekommen, dass der Ton bei Platz 13 in Reihe 2 nicht optimal ist – also bewegt er den Regler einen Hauch nach rechts, dann zurück und wieder nach rechts. Nun ist er zufrieden. Und schenkt mir eine Limonade. Auf Kai und sein Kino freuen wir uns immer besonders. Egal wie müde wir sind, von 60 Events, Kai richtet uns wieder auf.
Kai ist der Chef im Filmhaus Huber in Türkheim. Und deshalb hat Türkheim ein Kinoprogramm, von dem man in Metropolen nur träumen darf. Es ist ihm egal, ob ein Filmverleiher einen groß angekündigten Epos bringt – „der Film macht halt keinen Sinn“ – und dann bleibt der Gassenhauer draußen. Was nicht bedeuten würde, dass bei Kai nicht die großen Streifen laufen würden. Und diese in einer „anderen“ Qualität – sagen wir mal so: Es soll Menschen geben, die für Spiderman extra von München nach Türkheim fahren. „Besser Sound“. Ein Kino wie der Comic-Shop in Big Bang Theory.
Außerdem veranstaltet Kai gemeinsam mit den Cineasten Thomas Zeug („2 Aliens“) und Hannah und Sophia Schuster ein fabelhaftes Filmfestival. Dort zeigt er Trailer von Filmen, die es gar nicht gibt; Filme, in denen Aliens sich mit komplexen Fragen der Philosophie beschäftigen und Filme über Hipster-Väter-Show-Downs auf dem Spielplatz. Nach vier Stunden Programm, das von Cineasten heiß geliebt wird, endet die Vorführung traditionell mit einem Horrorstreifen.
Ohne Kino-Betreiber wie Kai, der uns sein Kino zur Verfügung stellte, als uns noch keine Sau kannte, volles Risiko mitging, ohne ihn hätten wir vielleicht auch aufgegeben, als Corona kam. Aber weil Kai nicht aufgab, sondern eine Teststation in seinem Kino einrichtete und auch die anderen Kinos nicht, zu denen wir schon fast ein familiäres Verhältnis haben, machen auch wir weiter. Und mit der „Auf geht’s“-Tour besuchen wir 60 Filmtheater, die ihrem Namen alle Ehre machen.
Danke euch allen – da draußen an den Projektoren!